Kuratorin
Anna Jermolaewa erweist sich in ihrer künstlerischen Arbeit als genaue Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens, seiner gesellschaftlichen Bedingungen und politischen Voraussetzungen. Oft sind es scheinbar unbedeutende, alltägliche Manifestationen der Conditio humana, die sie in kritischer, gleichzeitig aber humorvoller Art und Weise hinterfragt. Dabei entstehen neben Videos, Fotografien und Zeichnungen auch raumgreifende Inszenierungen. Humorvoll-anekdotisch ist die Kunst von Anna Jermolaewa jedoch nur auf den ersten Blick, dahinter steckt eine klar erkennbare Kritik an politischen Machtstrukturen, Ideologien und gesellschaftlichen Missständen.
Für Venedig spannt Jermolaewa einen Bogen von ihrer persönlichen Migrationserfahrung bis hin zu Formen des gewaltlosen Widerstands gegen autoritäre Regime. Die Präsentation im Pavillon wird Videos, Installationen, Leuchtobjekte, Sound und performative Elemente in einer Kombination aus neu entwickelten Arbeiten sowie Erweiterungen bereits bestehender Werke der Künstlerin umfassen.
Anna Jermolaewas Beitrag für den Österreich-Pavillon fügt sich hervorragend in das von Kurator Adriano Pedrosa formulierte Generalthema der Kunstbiennale 2024 ein, das mit Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere das Thema der Fremde, der Migration sowie Fragen nationaler Identität und kultureller Diversität in den Mittelpunkt stellt und Künstler:innen fokussiert, die Flucht und Migration aus eigener Erfahrung kennen.
In Zusammenarbeit mit Phileas – The Austrian Office for Contemporary Art eröffnet am 7. Mai eine Ausstellung von Anna Jermolaewa und Studierenden der Klasse Experimentelle Gestaltung der Linzer Kunstuniversität, die Jermolaewa seit 2019 leitet in Wien (Opernring 17).
Gabriele Spindler ist Kunsthistorikerin und Leiterin der Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften in der OÖ Landes-Kultur GmbH in Linz. Sie studierte Kunstgeschichte und Italienisch an der Universität Salzburg sowie Französisch an der Universität Wien. 2000 wechselte sie an die Landesgalerie Linz, wo sie bis 2012 als Sammlungsleiterin und Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst tätig war. Von 2012 bis 2020 übernahm sie die Leitung der Landesgalerie und realisierte Projekte, Ausstellungen und Publikationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten österreichische Zwischenkriegszeit, Fotografie und Gegenwartskunst.